Rudern gehört zum Wilhelm-Gymnasium im Hamburger Stadtteil Harvestehude wie die Luft zum Atmen. Vom Ganztagskurs für die Jüngeren über den Pflichtkurs in Klasse 7 und 10 bis zum Abi-Prüfungsfach begleitet der Wassersport die Schülerinnen und Schüler.
Das altsprachliche Wilhelm-Gymnasium in Harvestehude, einem der vornehmsten Stadtteile Hamburgs, liegt nur einen Steinwurf von der Alster entfernt. Die rund 700 Schülerinnen und Schüler kommen nicht nur aus der unmittelbaren Nachbarschaft. „Unser Einzugsgebiet erstreckt sich von Niendorf bis in die Hafen-City, von Altona bis nach Barmbek“, sagt Schulleiter Dr. Martin Richter. Manche nähmen sogar einen Schulweg von sechs oder sieben Kilometern in Kauf, um hier zur Schule zu gehen. Neben den alten Sprachen Alt-Griechisch und Latein punktet das Gymnasium vor allem mit seinem besonderen Musikzweig – und mit dem Schulrudern.
„Seit 1909 wird am Wilhelm-Gymnasium gerudert“, berichtet Nils von Arnim, Ganztagskoordinator der Schule. Als ehemaliger Schüler des Gymnasiums ist er quasi „auf der Alster“ aufgewachsen, hat Rudern als Leistungssport betrieben und war Bundessieger bei Jugend trainiert für Olympia. Nach dem Studium, Jura und Lehramt, arbeitete er zunächst ein paar Jahre im Politikbetrieb Berlins, bevor es ihn wieder die Heimat und damit zurück ins Klassenzimmer zog. Sein Referendariat absolvierte er in Mümmelmannsberg, einem Stadtteil in Hamburgs Osten, bis seine alte Schule ihn schließlich zurückholte.

Rudern während der gesamten Schulzeit
Nach dem Ausprobieren im Ganztagskurs in der 5. Jahrgangsstufe entscheiden die Kinder, ob sie dem Verein beitreten wollen. Doch auch wenn nicht – am Rudern führt im Wilhelm-Gymnasium kein Weg vorbei: In Klasse 7 und 10 ist Rudern Pflichtkurs, in der Oberstufe schließlich kann Rudern als Sportkurs gewählt und in die Abiturprüfung eingebracht werden. Gerudert wird nachmittags zu festen Trainingszeiten auf der Außenalster am Bootshaus des benachbarten Clubs „Der Hamburger und Germania Ruder Club“ (DHuGRC), mit dem seit über 100 Jahren eine Kooperation besteht.

Der 17-Jährige rudert seit der 5. Klasse und ist heute Kindertrainer im Club. Gerade ruft er der elfjährigen Nika im Trainings-Ruderboot zu: „Zieh die Blätter nach hinten!“ Und kommandiert: „Links senkrecht drehen. Und ziehen. Und nochmal!“ Nika gibt alles, aber es klappt noch nicht so richtig. Wieder an Land erzählt die Schülerin, dass sie schon gesegelt, aber noch nie gerudert sei. „Ich weiß noch nicht, ob mir das gefällt.“ Klassenkameradin Tam My hat einen klaren Vorteil. „Ich bin schon seit einem halben Jahr im Ganztagskurs Rudern, das macht richtig Spaß, das mach ich weiter!“
Quelle: https://www.ganztagsschulen.org/de/34150.php
Text und Fotos: Claudia Pittelkow